Zweitägiges Schweißseminar mit Stefan Fuß
Sechs junge Zwergdackel aus dem Zwinger von Bretano nahmen zusammen mit ihrem Personal sowie drei weiteren Standarddackeln von Freunden und Bekannten an einem individuellen, zweitägigen Schweißseminar bei Stefan Fuß aus Darmstadt teil, das Monika Heiß, Züchterin der Rauhhaarzwergdackel von Bretano, für ihre Truppe organisiert hatte. Die beiden jüngsten „Bretanos“, die Schwestern Pearl (Perle) und Paulina, waren gerade mal vier Monate alt und zeigten bereits in diesem Alter eindrucksvoll, ebenso wie ihre etwas älteren Geschwister, Cousins und Cousinen, ihre jagdliche Passion und ausgezeichnete Nasenleistung, die bei den „Bretanos“ in den Genen liegt. Kein Wunder, sind sie doch die Nachfahren von Filia, Findus und Hunter von Bretano, gleich drei Gebrauchssiegern, die aus diesem Zwinger stammen.
Es waren zwei wunderschöne, sonnige Frühlingstage in der Karwoche, so dass das Schweißseminar weitgehend im Freien abgehalten werden konnte. Stefan Fuß aus Darmstadt, seit 2014 selbstständig in der Hundeausbildung tätig, hat die Hundeschule „Frei bei Fuß“ in Groß-Zimmern gegründet. Er züchtet Rauhhaarteckel (von der Bismarck-Eiche), bildet sie auch für den jagdlichen Gebrauch aus, und ist Richteranwärter des DTK LV Hessen. In den letzten 20 Jahren hat er Hunde verschiedener Rassen sowohl national als auch international auf hochkarätigen Prüfungen vorgestellt und in der Praxis geführt.
Die Teilnehmerinnen – ja richtig gelesen, es waren tatsächlich nur Frauen – hatten die unterschiedlichsten Motivationen, an dem Kurs teilzunehmen. Die Mehrzahl wollte kurz- oder auch längerfristig auf die Schweißprüfung hinarbeiten, dabei Erfahrungen sammeln und lernen, mit dem eigenen Hund ruhig und konzentriert Fährten zu erarbeiten. Da zwei Gespanne, darunter auch der VDH-Champion 2016 Iwen von Bretano, bereits etwas geübter waren, wurde ihnen eine Übernachtfährte gelegt, die am nächsten Morgen unter fachkundigen Erklärungen erarbeitet werden musste.
Zuerst stand jedoch die „graue“ Theorie auf dem Programm, die sich letztlich als gar nicht so „grau“ entpuppte, was vor allem an der lebendigen und fesselnden Art des Referenten Stefan Fuß lag. Er gestaltete in verständlicher, bildhafter und nachvollziehbarer Sprache diesen theoretischen Teil sehr interessant, garnierte ihn mit vielen Beispielen und Episoden aus der Praxis. Es wurde fleißig mitgeschrieben und nachgefragt. Langeweile kam nie auf! Zudem kannte und mochte man sich, so dass die eine oder andere lustige Bemerkung fiel und die Stimmung sehr aufgelockert war. Auch das ist ein Zeichen des Zusammenhalts innerhalb dieses sehr aktiven Zwingers, was nicht selbstverständlich ist.
Die Seminarinhalte waren:
- Information über die Nasenleistung der Hunde und welche Faktoren diese beeinflussen
- Bestandteile einer Fährte und die Zusammensetzung von Schweiß
- Auswahl geeigneter Medien zur Erstellung von Fährten
- Lernverhalten von Hunden
- Selbstständiges und genaues Absuchen des Anschusses
- Sauberes und ruhiges Ausarbeiten der Fährte
- Verleit- und Konfliktfährten
- Konzentrierte und ruhige Riemenarbeit, auch bei Ablenkungen und Verleitungen
- Verweisen von Wundbetten
Nachdem der theoretische Teil des Seminars anhand dieser Punkte durchgesprochen war, ging es am späteren Nachmittag mit der schrittweisen Einarbeitung los. Dabei empfahl Stefan Fuß, die Schweißarbeit mit einem Ritual zu beginnen, d.h. immer mit der gleichen Kleidung, Halsung sowie dem bekannten Riemen zu starten, den Hund vorher ruhig abzulegen, um ihn darauf zu konditionieren, dass jetzt Schweiß gesucht wird. Jede Hundeführerin musste zuvor auf einer Wiese eine gerade Fährte mit einem deutlichen Wundbett legen, d.h. es wurde eine Bodenverwundung als Zeichen für den Anschuss getreten. Zur Motivation des Hundes, der getretenen Fährte genau mit der Nase am Boden zu folgen, wurden Futterstückchen in das Wundbett und in jeden Fährtentritt mit eingearbeitet und tief in den Boden getreten.
Die Dackel sollten die Fährten so langsam wie möglich erarbeiten und die eingetretenen Futterbrocken finden. Bereits hier zeigten sich die unterschiedlichen Temperamente der Vierbeiner. Die einen suchten langsam und gründlich den Boden ab, Zentimeter um Zentimeter, man konnte das Schnüffeln ihrer Nasen richtig hören, die anderen schnappten sich die ersten Futterbrocken und legten wildentschlossen ein hohes Tempo an den Tag, wobei einiges an Futter nicht gefunden wurde. Letztere mussten gezügelt und aufgefordert werden, ruhiger und akribischer der Spur zu folgen, denn schließlich muss sich der Hundeführer im Ernstfall genau auf seinen Hund verlassen können.
Der zweite Tag begann mit zwei praktischen Übungen im Wald. Zwei Hunde arbeiteten an einer Übernachtfährte und auch hier wurde den mit einigen Metern Abstand folgenden Kursteilnehmern genau erklärt, was das Gespann jetzt richtig macht oder wann der Hund nicht mehr genau auf der Fährte ist, und vor allem wie man das erkennt! Als es zu einer Verleitung kam und der Dackel dieser folgen wollte, bremste Stefan Fuß die Führerin und forderte sie auf, den Hund im Arm zurück zur Fährte zu tragen und ihn abzulegen, um ihn zu beruhigen. Dies könne auch ruhig 15 Minuten dauern.
Während der Wartezeit erzählte er eine Anekdote aus einer früheren Schweißprüfung. Ein erfahrener Jäger, dessen Dackel ausgerechnet bei der Prüfung lauthals einer Verleitung folgen wollte, stoppte ihn, nahm ihn auf den Arm, ging zurück, legte seinen Rucksack ab, breitete ein Tuch aus, worauf er eine Brotzeit legte, schenkte sich ein Bier ein und trank es seelenruhig. Er setzte sich neben seinen Jagdgefährten und gemeinsam verspeisten sie Brot und Speck, während die Richter staunend drum herum standen und geduldig auf die Fortsetzung der Prüfung warteten. Nach einer gefühlten Ewigkeit packte er seine Sachen, schulterte den Rucksack, ging mit seinem Dackel zurück zur Fährte, dieser hatte sich in der Zwischenzeit beruhigt und war durchs Essen abgelenkt worden, und der Hund folgte der Fährte sicher bis zum Stück. Belohnt wurde das Gespann mit dem 1. Preis. Tja, Nerven und Geduld gehören auch zur Schweißarbeit! Dies zeigte sich übrigens auch bei unserer Übungsfährte, denn am Ende der Geschichte ging es zurück zur Fährte und der Dackel arbeitete so, als ob es vorher keine Verleitung gegeben hätte. Erstaunlich!
Ob für Anfänger als Einstieg in die Schweißarbeit oder für erfahrenere Führer, die ihr Wissen etwas auffrischen wollen, für jeden von uns war an den zwei Seminartagen etwas Neues und Sinnvolles dabei. Wir haben alle viel gelernt und neues Wissen aufgenommen, wovon wir sicherlich profitieren werden. Die ersten Übungsfährten auf der Wiese wurden in der Heimat schon gelegt und erfolgreich gemeistert. Nach und nach wird der Schwierigkeitsgrad gesteigert, um unsere Dackel zu sicheren und ruhigen Riemenarbeitern auf der künstlichen Wundfährte auszubilden.
Es hat riesigen Spaß gemacht, mit lieben Freunden gemeinsam zu lernen, zu üben und sich über Erfolge zu freuen! Auch unsere kleinen Bretanos zeigten sich von ihrer besten Seite, hörten bei der Theorie geduldig zu und zeigten in der Praxis ihre unnachahmlichen Talente! Sicherlich wird dank Stefan Fuß die eine oder andere von uns mit ihrem „Bretano“ an einer Schweißprüfung erfolgreich teilnehmen. Bis dahin heißt es aber noch – üben, üben, üben!
Bericht: Doris Badel
Fotos: Caroline Ott und Andrea Walter